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4 Tage Schweige Retreat im Chiemgau Mountain Retreat Center

Yoga Mountain Retreat Center
Yoga Mountain Retreat Center

Hallo Ihr Lieben

Lange ist es her seitdem ich einen Blogbeitrag geschrieben habe. Heute möchte ich jedoch nach langer Zeit eine wundervolle und bereichernde Erfahrung mit Dir teilen.  

Ich war in der letzten Woche im Juni auf einem 4-tägigen Schweige Retreat im sehr schönen, abgelegenen und ruhigen Mountain Retreat Center in Schweibern bei Aschau im Chiemgau.

Eine wundervolle Retreat Lokation auf einem Hügel in den Bergen. Nur ein altes Bauernhaus steht daneben.

Im 10 Minuten (per Fuß) entfernten Dorf Schweigern gibt es tatsächlich nur einen kleinen Hofladen, eine Kirche, ein Restaurant und ein paar Häuser. Wer die Stille, Ruhe und Zurückgezogenheit sucht findet diese hier auf jeden Fall.

Ich selbst habe die Stille gesucht. Sowohl im Außen, als auch im Innen. Das mit dem Außen hat sehr gut geklappt. Mit dem Innen sieht es da schon anders aus. Schweigen ist ein sehr intensiver innerer Prozess und so habe ich einen sehr aufwühlenden, aber auch sehr bereichernden Schweigeprozess in mir selbst erlebt. Es gab Momente intensivster innerer Ruhe und Zufriedenheit, Momente der Antworten und auch Momente der Unruhe und Überforderung, in welchen ich mich gefragt habe: „Was mache ich hier eigentlich?“ „Wie bescheuert ist das?“ „Was tue ich mir hier selbst an?“

 

Bevor ich nun weiter auf meine Erfahrungen im Schweigeretreat eingehe noch ein kleiner Hinweis am Anfang des Blogartikels für Mediationsneugierige, -neulinge und -liebhaber:

Am Ende des Blogs gibt es 2 kostenlose Meditationen von mir zum ausprobieren. Einfach nach unten scrollen ;)

 

Wozu ein Schweige Retreat?

Ein Schweige Retreat ist ein Wechselbad der Gefühle und weniger ein Erholungsurlaub. Die Zeit des Schweigens kann entspannend sein, aber auch sehr ermüdend, denn man befasst sich in der Stille mit seinem inneren Selbst, seinem inneren Kritiker, seinen Ängsten, Sorgen, Nöten, mit den eigenen Bedürfnissen und Wünschen, seiner Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft.

Das Schweigen dient dazu uns bewusster über uns selbst und über unser eigenes Leben zu werden. Dadurch vielleicht auch wieder ein Stückchen selbstbewusster, denn letztendlich entsteht Selbstbewusstsein daraus, dass man sich seiner selbst bewusst ist und entsprechend handelt und agiert. Das gibt Kraft und Stärke und wirkt auch so nach außen.

Um sich seiner selbst bewusst zu sein, muss man sich aktiv und ehrlich mit sich selbst befassen. Genau das ist in der heutigen Zeit der Ablenkungen und Anforderungen kaum noch möglich. So scheint es, als müssten wir zu jeder Zeit Leistung bringen, den Status Quo erhöhen, oder zumindest beibehalten,  uns in unser "kapitalistisches" System einfügen, welches kaufen, kaufen, kaufen von uns fordert, wir sollen die Erwartungen anderer und auch die eigenen erfüllen oder sogar übertreffen. Zudem empiehlt es sich ein Teil der sozialen Medien zu sein und sich der aktuellen Medien bewusst zu sein, um sich gesellschaftlich nicht selbst auszugrenzen. Des Weiteren müssen wir Multitaskingfähig und immer erreichbar sein. Zu guter Letzt sollten wir gut aussehen, unseren Beruf mit Erfolg und Leistung ausüben, die perfekte Partnerin/der perfekte Partner sein, das ideale Kind und zudem sollen wir noch liebevolle, kompetente und geduldige Eltern sein. All das macht stumpf, gestresst und unbewusst. Insbesondere entfernt es uns von uns selbst. Wir funktionieren nur noch, statt zu leben. Unsere wahren Bedürfnisse nehmen wir kaum noch wahr. Ungestörte Zeit zum Nachdenken, zum Fühlen, Reflektieren und Antworten zu finden, welche den tatsächlichen und eigenen ganz individuellen Bedürfnissen entsprechen, ist rar.

Wer sich seiner selbst bewusster werden möchte, der kann die Stille in einem Stille / Schweige Retreat aufsuchen. Hier gibt es die Möglichkeit sich aktiv die Zeit für sich zu nehmen und sich dadurch seiner selbst wieder bewusster zu werden.

 

Vipassana Schweige Retreat
Vipassana Schweige Retreat

Wie ich zum Schweige Seminar kam und was die Vipassana Meditation ist

Ich selbst wurde auf sogenannte Stille Retreats über meine Freundin und Massagetherapeutin Martina Bosch (www.steinundklang.de) aufmerksam, welche mir vom 10-tägigen Vipassana 2019 erzählte.  

10 Tage schienen mir für den Anfang jedoch sehr lang und so entschied ich mich es mit 4 Tagen zu versuchen. Durch eine Google Suche wurde ich auf das Mountain Retreat aufmerksam.

Bevor ich ins Detail meiner Erfahrungen gehe, jedoch noch ein paar erklärende Worte zur Vipassana Meditation.

Die Vipassana Mediation ist eine der ältesten Meditationsformen und mehr als 2500 Jahre alt.

Vipassana bedeutet übersetzt „die Dinge so zu sehen, wie sie wirklich sind“.  Das heißt in gewissem Maße sich selbst zu beobachten, sowohl im Innen, als auch im Außen. Das was gesehen wird kann dann wiederum hinterfragt werden, um im besten Fall auch die Ursachen von Problemen zu erkennen, oder sich selbst besser verstehen zu lernen. Wer die Ursache von Problemen erkennt, kann sich auf den Weg der Selbstreinigung machen und Lösungen finden.

Daher dient die Vipassana Mediation der Selbstbeobachtung und der Selbstreinigung.

Diese Selbstbeobachtung und Selbstreinigung habe ich in der Tat in diesen 4-Tagen intensiv erlebt.

 

Meine Erfahrungen und Erkenntnisse nach dem Schweigen

Ich habe mich, meine Gedanken und Gefühle wahrgenommen, wurde mir bewusster was in mir vorgeht und verstehe nun meinen Verstand und wie er sich verhält etwas besser. Ich habe feststellen dürfen, dass Gedanken sich verändern und Dinge von denen ich in einem Moment felsenfest überzeugt war, im nächsten Moment schon wieder ins Gegenteil umschwenkten. Ich habe aber auch gelernt wie gut die Gedanken kontrollierbar sind, wenn ich das wirklich möchte, insbesondere durch die Konzentration auf das Körpergefühl, den Atem oder auf das was ich im Außen höre.

Ich habe bemerkt wie volatil Gefühle sind und vor allem wie stark beeinflussbar diese von meiner eigenen Bewertungen einer Situation sind oder auch von dem was im Außen auf mich einwirkt.

Ich war traurig, glücklich, motiviert, demotiviert, kritisch, offen, demütig, selbstlos, unbefangen, konzentriert, unkonzentriert, verärgert, erleichtert und habe selbst eine kleine Revoluzzerin in mir entdeckt.

Ich habe Lösungen und Antworten auf Sorgen gefunden und dafür musste ich nicht zwingend über sie aktiv nachdenken. Manchmal kamen die Antworten von ganz selbst. Allerdings konnte es auch sein, dass ich meinte einen Antwort gefunden zu haben, diese dann jedoch ein paar Stunden später schon wieder nicht mehr so klar schien wie zuvor. Mein innerer Kritiker, welchen ich sehr gut kennenlernen durfte, machte mich auf weitere wichtige Punkte aufmerksam, welche bei wichtigen Entscheidungen mitbeachtet werden sollte. Ultimative Lösungen gibt es aus meiner Sicht daher nicht.

Ich habe mein Bauchgefühl, mein Herz und meinen Verstand besser kennenlernen dürfen und vor allem habe ich meinen sehr aktiven Geist lieben gelernt. Wow, ist dieser brillant! Er erledigt eine ganz wundervolle Aufgabe für mich, denn er sorgt dafür mich am Leben zu erhalten, indem er alle 5 Sinne und die Erfahrungen der Vergangenheit nutzt und verarbeitet. Auch erlaubt es mir mein Verstand mich fortzubewegen und mit anderen Lebewesen zu kommunizieren. Ohne ihn wäre all das nicht möglich. Meine Aufgabe ist es lediglich in zu strukturieren und aktiv zu beruhigen, wenn er mal wieder am durchdrehen ist und 10 Gedanken auf einmal verarbeiten möchte. Es obliegt auch meiner Entscheidung, ob ich meinem Verstand Glauben schenken möchte oder doch lieber auf meinen Instinkt, mein Bauchfühl, meinen inneren Kompass hören möchte. Ich bin tatsächlich nicht nur meine Gedanken, sondern so viel mehr.

Beeindruckend ist auch, dass ich nach dem Schweigen das Gefühl hatte, dass ich meine 10 Mitschweigenden und unseren Schweige Retreat Begleiter Bernhard Hötzel, trotz der nicht vorhanden Kommunikation und des fehlenden Augenkontaktes, intensiv kennenlernen durfte. Ich konnte für mich zu allen eine gewisse Nähe und ein Verständnis ihrer Person aufbauen, so dass ich am Ende des Schweigens der Meinung war, ein Gespür für jede Teilnehmerin und für den Kursleiter entwickelt zu haben. Sicher konnte ich jedoch während des Schweigens ein Mitgefühl für jede dieser tollen Frauen entwickeln.

Was mich auf meinem weiteren Weg jedoch sicher begleiten wird, ist ein noch tieferes Verständnis darüber was die Seele oder das Bewusstsein ist. Gäbe es kein Bewusstsein oder auch keine Seele, so könnten wir unsere Gedanken nicht beobachten. Doch wir können unsere Gedanken wahrnehmen, wie ein Dritter der von außen zusieht was passiert. Genau dieser Teil steht für mich für meine Seele, für mein Bewusstsein.

Mountain Retreat Center Chiemgau
Mountain Retreat Center Chiemgau

Wie kam ich zum Schweige Retreat?

Wie oben im Artikel schon erwähnt hat mich ein Gespräch mit einer Freundin auf die Schweige Retreats neugierig gemacht.

Auf das Schweige Retreat von dem ich Dir hier erzähle, bin ich bei meiner Google Suche durch den Anbieter Indigourlaub (www.indigourlaub.com) aufmerksam geworden.

Die Indigourlaub GmbH hat 3 eigene Häuser, in welchen Yoga, Meditations- und weitere Retreatformen angeboten werden. Eins davon ist das Mountain Retreat bei Aschau im Chiemgau.

In diesem findet 2-mal im Jahre das 4-tägige Schweige Retreat statt.

 

Der Kursleiter Berhard Hötzel

Bernhard Hötzel leitet gemeinsam mit seiner Frau Marion Hötzel das ZENtrum – Raum der Stille am Mondsee in Österreich. Ihr Angebot umfasst neben den Schweigeseminaren unter anderem auch Kurse und Retreats zum Thema Mindfulness-Based Stress Reduction (MBSR) (Deutsch: Achtsamkeitsbasierte Stress Management (ABSM)), Dunkel- und Ayurveda Detox Retreats. Retreats und Seminare finden sowohl am Mondsee, als auch auf Mallorca statt.  

Bei Interesse empfehle ich Dir Dich auf der Webseite der beiden zu erkunden was sie sonst noch so anbieten oder um mehr über sie zu erfahren: www.zentrum-mondsee.at.

Ich habe Bernhard als einen sehr ruhigen, unglaublich erfahrenen, modernen, einfühlsamen, aber auch zielgerichteten Menschen erlebt. Es war mir eine große Freude und Bereicherung im begegnet zu sein, wenn er mich auch während des Schweigens manchmal an die Grenzen brachte und mich mit der kleinen Revoluzzerin in mir bekannt machte. Dazu jedoch gleich.

Bevor ich auf die Struktur und den Prozess des Schweigens eingehe, möchte ich noch kurz ein paar Worte zum Mountain Retreat Center sagen.

 

Das Mountain Retreat Center

Wie schon zu Anfang des Blogartikels erwähnt liegt das Mountain Retreat Center abgelegen und idyllisch in den Bergen auf eine Hochebene.

Ich selbst hatte ein kleines, aber feines Einzelzimmer mit eigenem Bad. Es gibt jedoch auch Doppelzimmer und Einzelzimmer mit Bad auf dem Gang zur eigenen Nutzung. Einige Zimmer haben einen Balkon, andere nicht. Das unterscheidet sich dann auch im Zimmerpreis.

Die Zimmer, als auch das gesamte Haus sind sauber, schön eingerichtet und natürlich mit viel Holz gehalten.

Das Mountain Retreat zählt zu den Veggie Hotels (www.veggie-hotels.de) und bietet somit morgens, mittags und abends vegetarisch-vegane Mahlzeiten an, welche im Preis inbegriffen sind. Ganztägig steht Tee, Kaffee und Wasser kostenfrei zur Verfügung. Wer einen Snack zwischendurch braucht, kann sich kostenpflichtig mit Cookies, Linsenflips, Saftschorle, Bier und Wein versorgen.

Die meisten Lebensmittel entstammen aus Bioqualität, einiges wird für die Mahlzeiten sogar vor Ort angepflanzt und geerntet.

Im Haus werden ausschließlich Hausschuhe getragen, also unbedingt mitnehmen. Neben den Zimmern und dem Speiseraum, gibt es 2 Yogaräume und 2 Gemeinschaftsräume, in welchen man auch kostenfreies Lesematerial findet.

 

Mein Fazit: Ich habe mich sehr wohl gefühlt, das Essen war für mich sehr lecker und hat keine Wünsche offengelassen. Ich kann das Mountain Retreat Center für Ruhesuchende, Wanderfreudige und Yoga Liebhaber empfehlen.

Der Ablauf des Schweige Retreats

Angefangen hat das Schweige Retreat am Mittwochabend mit dem Kennenlernen des Kursleiters, der Teilnehmerinnen und einer ersten Meditation.

Am Donnerstag fand von 8 Uhr morgens bis 16 Uhr die Einführung in das Schweigen satt, welche darin bestand einzelne Meditationsformen in kurzer Version kennen zu lernen und auch etwas über die „Regeln“ des Schweigevorgangs zu erfahren.

Ab Donnerstag ca. 16 Uhr bis Samstag, ca. 19.30 Uhr hieß es von da an Schweigen.

Schweigen bedeutet weder zu sprechen, noch jemandem in die Augen zu sehen oder sich aktiv mit Büchern, dem Handy oder anderen Ablenkungen zu beschäftigen. Meditiert oder isst man gerade nicht, so verbringt man Zeit mit sich selbst. Das hört sich schlimmer an, als es tatsächlich für mich war. Jetzt ein paar Tage später sehne ich mich wieder nach der Stille im Außen und der Konzentration auf mein Innen. Der Alltag macht genau das wirklich sehr schwer in der heutigen Zeit. Selbst wenn man sich bemüht und den inneren Schweinehund ganz gut im Griff hat. Der Alltag zieht an einem, stört die Konzentrationsfähigkeit und erzeugt Lärm im Innen.

Während der Schweigezeit war der Tag von morgens um 8 Uhr bis abends kurz vor 21 Uhr strukturiert.

Verschiedenste Meditationsformen wechselten sich über den Tag hinweg ab und wurden lediglich für kleine Pausen oder dem gemeinsamen Essen unterbrochen. Wir meditierten im Sitzen in der Stille, im Liegen in der Stille und auch zu Musik. Wir gingen langsam und gemächlich in der Stille im Raum und in der Natur. Wir erfuhren die durch Bernhards toller Stimme angeleitete Körperreise (Bodyscan), als auch weitere angeleitete Meditationen, wie die See-, oder Bergmeditation. Auch übten wir Atemmeditationen aus und starteten jeden Morgen um 8 Uhr mit der sogenannte Osho Meditation. Die Osho Meditation ist eine bewegte und stille Meditationsform, welche aus jeweils 15 Minuten durch Musik begleitetes Schütteln, dem freien Tanzen zu Musik, dem Sitzen zu Musik und dem Liegen in der Stille ausgeführt wird.

So verging die erste Stunde des Tages immer wie im Flug und ich habe diese Meditationsform wirklich lieben gelernt. Durch die aktiven ersten 30 Minuten konnte ich besser in die 30 Minuten in der Stille mit mir finden. Daher finde ich diese Meditationsform insbesondere für sehr bewegungsfreudige Menschen ratsam.

Eine weitere bewegte Mediationsform, welche wir durchführten, waren kurze und fließende Yogabewegungen, bei welchen wir uns im Einklang mit unserem Atem bewegten.

Wie Du vielleicht herauslesen kannst, übt man sich während eines Schweige Retreats nicht im Nichtstun. Ganz im Gegenteil, denn man bekommt genaue Vorgaben was man den ganzen Tag zu tun hat. Für Freigeister eine Herausforderung. Für Menschen die Struktur brauchen, eine tolle Sache.

Nun aber noch zum gemeinsamen Essen. Das gemeinsame Essen bedeutete, dass wir alle gemeinsam zu unserem Essplatz gingen. Dort stellten wir uns hinter unseren Stuhl bis alle an ihrem Essplatz standen. Dann läutete unser Meditationsleiter die sogenannte Zimbel, ein Instrument aus 2 kleinen runden Metallgefäßen, welche mit einer Schnur verbunden sind. Ein Bild dazu findest Du unten im Blogartikel. Sobald der Ton der Zimbel abgeklungen war, machten wir uns auf den Weg in den Buffetraum. Dort holte sich jeder sein Essen, stellte es am Essplatz vor sich ab und wartete im Stehen hinter dem Stuhl, bis alle Teilnehmer wieder an ihrem Platz waren. Dann erklang die Zimbel erneut. Nach dem Abklingen der Zimbel konnten wir in Ruhe und weiterhin ohne Augenkontakt essen. Wer noch mehr zu essen wollte durfte sich Nachschlag holen. Den Essplatz nach dem Essen verlassen durften wir alle erst nachdem alle fertig gegessen und die Zimbel erneut abgeklungen war. Für viele von uns stellte sich dieser Vorgang als große Herausforderung dar.

Ich fragte mich insbesondere, wie wir tollen erwachsenen Frauen uns so manipulieren lassen konnten und dem Prozess folge leisteten ohne Gegenwehr. Es machte mir deutlich wie beeinflussbar wir unter bestimmten Bedingungen sein konnten. Es verdeutlichte für mich auch, dass Gruppenzwang wunderbar ohne Kommunikation funktioniert. In mir kam hier häufig die Revoluzzerin durch und ich bäumte mich im Laufe des Schweigeprozesses  innerlich immer mehr dagegen auf. Getan habe ich am Schluss jedoch nichts. Ich bin dem Prozess brav gefolgt, obwohl er mich innerlich wütend machte und ich mich stark um die Selbstregulierung meiner Gefühle und Gedanken kümmern musste. Auch ein guter Lernprozess.

Während der Essenszeremonie nervte mich unser Kursleiter Bernhard gewaltig, auch wenn er nicht wirklich etwas tat was dazu beitrug. Letztendlich hatte er im Vorfeld des Schweigens nur darum gebeten sich an diese Regel zu halten. Ich bemerkte schnell warum mich der Essensprozess mit der Zimbel innerlich so aufregte, denn ich erinnererte mich an eine Zeit in einem Tagesinternat, in welchem der Essensprozess in der Mittagspause ähnlich ablief und mich damals dazu gebracht hat die Schule zu wechseln. Meine Erkenntnis: Alte Erfahrungen können zu gleichen Gefühlen in der Zukunft führen, welche in der Zukunft jedoch nicht mehr wirklich relevant sind.

Bernhard erklärte uns nach dem Schweigen, dass der Mensch sich nur wirklich kennenlernt und entwickeln kann, wenn man ihn während des Schweigens reizt und die Schweigenden sich dadurch auch mit dieser Seite von sich beschäftigen müssen.

Neben dem Programm hatten wir immer wieder 15 Minuten Pause und am Mittag zwischen Mittagessen und den nächsten Mediation ca. 1,5h bis 2h Freizeit. In dieser Zeit konnte man Bernhard für 5 Minuten sprechen, sollte der Bedarf bestehen. Hatte man keinen Bedarf so saß man Bernhard schweigend gegenüber bis er sich bedankte und man den Raum verlassen konnte. Ich selbst hatte kein Mitteilungsbedürfnis und fand die Situation, schweigend vor ihm zu sitzen ohne etwas zu sagen oder sich in die Augen zu sehen sehr merkwürdig, wenn auch nicht schlimm.

Es war eher komisch, dass sich eine andere Yogagruppe zur gleichen Zeit im Haus befand. Auch sie durften wir nicht ansehen oder mit ihnen sprechen. Neuankömmlinge müssen uns für sehr merkwürdig empfunden haben. Das konnten wir nach dem Schweigen jedoch auflösen.

Das Schweigen selbst wurde am Samstagabend nach dem Abendessen aufgelöst, indem wir uns alle in die Augen sehen durften und jeder der wollte erzählen durfte was während des Schweigens individuell erlebt worden war.

Ich selbst konnte in diesem Moment nicht viel sagen. Ich hatte das Schweigen genossen, war noch nicht bereit es aufzugeben und es war mir auch etwas zu adhoc. Innerlich war ich noch nicht bereit. Deshalb sagte ich nur wenig an diesem Abend in unserer Reflektionsrunde.

Das Schweige Retreat endete am Sonntag um 11 Uhr mit der Abreise. Wir starteten den Morgen am Sonntag um 8 Uhr jedoch ein letztes Mal mit der Osho Meditation, konnten danach wieder ganz individuell Frühstücken und tauschten uns von 10 Uhr bis 10:45 Uhr nochmals miteinander aus. Dabei floss die eine oder andere Träne bei verschiedenen Teilnehmerinnen. Auch bei mir kamen die Tränen, als Bernhard zum Schluss nochmals sehr bewegende 2 Sätze zu mir sagte, wie auch zu den anderen Teilnehmern. Es war ein angebotener Rat von ihm an uns, welche wir annehmen konnten oder auch nicht. Auch Bernhard hatte uns wahrnehmen können und wollte uns mit bestärkenden Worten aus dem Schweige Retreat entlassen.  

 

Mein Fazit:

Das Schweige Retreat war eine unglaublich bereichernde Erfahrung für mich, wenn ich auch zwischendurch dachte, dass ich sowas nie wieder machen werde. Jetzt wo ich diesen Bericht hier schreibe habe ich tatsächlich schon wieder Lust auf ein weiteres Schweige Retreat. Ich liebe es ohne Handy zu sein, Zeit zum Denken und Fühlen zu haben, achtsam und in Ruhe zu essen, zu meditieren, Yoga zu machen, sowie gesund und lecker zu essen. All das habe ich dort bekommen.

Auch bin ich einiges an Erfahrungen für mich weiter, insbesondere habe ich meinen wilden Verstanden lieben gelernt und die ein oder andere Antwort auf Fragen erhalten. Jetzt geht es darum die Dinge die ich will und welche mir gut tun noch besser in meinem Alltag umzusetzen. Zwischen den Gedanken und der Umsetzung steht letztendlich die aktive Handlung, an welcher viele von uns scheitern, weil sie Mühe benötigt und ein inneres Vertrauen in sich selbst, die lieben Mitmenschen und das Leben.

Zimbel
Zimbel

Drei wichtige Sätze, welche ich für mich mitgenommen habe:

 

1. Du darfst anderen zur Last fallen. Wenn es Dich glücklich macht anderen Helfen zu dürfen, so verwehre anderen nicht sich selbst glücklich zu machen, indem sie Dir helfen dürfen.

 

 2. Lasse unerwünschte Dinge los, aber nicht zu viel auf einmal

Dinge los zu lassen schafft Raum für Neues. Wer immer an Altem festhält, verhindert den Raum zur Entfaltung. Jedoch geben Dinge, welche wir kennen Sicherheit. Lassen wir alles auf einmal los oder zu viel auf einmal, so kommen wir ins Wanken und erlangen unser erwünschtes Ziel gar nicht oder mit großer Mühe und Energieverlust. Es geht immer darum abzuwägen wieviel man loslassen kann, um nicht ins Wanken zu kommen und dadurch sein Ziel stetig, mit Ruhe und dem Genuss auf dem Weg zum Ziel, zu erreichen.  Der Weg ist schließlich länger als das Ziel und sollte genossen werden.

 

Die Mediation hat kein Ziel und ist individuell

Die Meditation hat kein definiertes Ziel. Die Meditation selbst ist das Ziel, um innere Ruhe zu empfinden, um innere Weisheit über sich zu erlangen und sich bei Bedarf für einen gewissen Zeitraum vom wilden Außen abzugrenzen. Meditieren bedeutet für jeden etwas anderes und ist unterschiedlich in der Erfahrung. Die Gedanken kommen und gehen und hören nie auf und das ist auch ok so.

Um zu Meditieren bedarf es der Entspannung und nicht umgedreht. Die Meditation kann jedoch auch zur Entspannung beitragen, denn wir beruhigen mit der Mediation unseren Geist und das Nervensystem.

Danke

Bevor ich diesen Blogbeitrag beende, möchte ich ein ganz großes Danke an den Kursleiter Bernhard richten und auch an jede Teilnehmerin des Schweige Retreats.

Ihr seid alle ganz wundervolle Menschen, habt mich bereichert und ich werde Euch und diese Erfahrung nie vergessen. Ich bin sehr gespannt wen ich wann in meinem Leben nochmal begegnen werde. Man trifft sich bekanntlich immer zweimal im Leben. Bis jetzt ist genau das sehr oft bei mir im Leben auch eingetreten. Alles Liebe für Euch!

Ein Dank geht auch an meinen wundervollen Ehemann, welcher mich nach dieser Erfahrung wieder in den Alltag begleitet hat, wenn ich bisweilen auch immer noch gerne in mein inneres zurückkehre.

 

Abschließende Worte:

Unser tiefstes Inneres ist unser wahres Zuhause, jedoch wurden wir in diese Welt geboren, um zu lernen. Somit ist es meine größte Herausforderung mein Innen mit dem Außen in Einklang zu bringen und in Balance zu halten, mich weiterzuentwickeln und den Weg zu genießen.

 

Alles Liebe an Dich lieben Leser! Wir hören uns.

Deine Diana

 


Meditationen zum Kennenlernen und Ausprobieren

Hier findest Du Meditationsformen zum Kennenlernen, welche wir neben weiteren Formen während des Schweigeretreats erlebt haben:

 

Bodyscan (Körperreise)

Geführte Atemmeditation

Bewegte Meditation



Links in diesem Blogbeitag:

ZENtrum Mondsee (Bernhard Hötzel): www.zentrum-mondsee.at

Mountain Retreat Centre: https://www.mountain-retreat-center.com/

Indigourlaub GmbH: https://www.indigourlaub.com/

Edelsteinmassagen und mehr: Martina Bosch www.steinundklang.de

Veggie Hotels: www.veggie-hotels.de

 


Buchempfehlung

PS: Interessierst Du Dich für philosophische Gedanken über das Leben, brauchst einen Mutmacher oder ein nettes Geschenk, dann schau Dir doch gerne mal mein Buch „Lebe Statt Nur Zu Funktionieren“ an. Erhältlich auf Amazon. Den Link findest Du hier:

 


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